Vor zwei Jahren habe ich Will Wiesenfeld a.k.a Baths eine große Zukunft vorhergesagt. Das heißt ja eigentlich nichts, denn das habe ich schon vielen Künstlern – aber in der Tat gilt er inzwischen als glitch-hop-Pionier und tourt derzeit mit Postal Service. Im November kommt er nach Berlin, Köln, Hamburg und Heidelberg.
John Zorn: Between Two Worlds
John Zorn hat für mich etwas Altersloses, doch er wird tatsächlich in diesem Jahr 60. Die New York Times hat ihn porträtiert und gibt damit Anlass genug, wieder einmal tief in sein Werk einzutauchen. Eigentlich wird das Format Song des Tages ihm gar nicht gerecht, so vielschichtig ist das, was er komponiert und spielt. Jeder Track eine andere Welt – bei keinem Künstler würde ich diesen Satz mit so großer Verneigung unterschreiben wie bei ihm.
Bibio: You
Kein Mashup, sondern ein Mash-Hack, quasi. In einer perfekten Welt wäre You DER Radio-Sommerhit 2013.
Shigeto: Ringleader
Ist das Ambient Dance? Post-Dub-Step-Samba? Ich bin gespannt: Das Album No Better Time Than Now erscheint am 20. August.
Sigur Rós: Brenninsteinn
Ekki meira BÃum bÃum bambaló.
Kveikur.
Ai Weiwei: Dumbass
Heavy Metal? Mitnichten. Progrock, mit etwas gutem Willen. Aber hier geht es ja um etwas anderes.
Fuck forgiveness, tolerance be damned, to hell with manners, the low-life’s invincible.
Ernstgemeinte Aufforderung meinerseits: Freiheitsslogan Eurer Wahl jetzt in den Monitor brüllen.
Twigs & Yarn: Mermaid Wetness
Twigs & Yarn stammen aus Texas, wo ab nächster Woche in Austin wieder einige ziemlich gute und bislang recht unbekannte Bands beim SXSW zu hören sein werden. Sie machen eine Art Elektroexperimentalsound, in dem auch zuächst musikfremd erscheinende Dinge (Kinderrasseln etc.) vorkommen.
Grouper: Vital
Liz Harris und ihre kaum greifbaren, fast in der Luft der Dämmerung aufgelösten Songs. Würde ich im Schnee von Lappland ausgesetzt und dürfte nur ein einziges Album mitnehmen, es wäre vermutlich The Man Who Died In His Boat, das vergangene Woche erschienen ist.
Jamie Lidell: What A Shame
Die Phrasendreschmaschine zu Jamie Lidell spuckt aus: „Man vs. Machine“, „Soul des 21. Jahrhunderts“, „Self-made-Soulstar“, „eine Mischung aus Erdnüssen und Schokolade“, „drei Ecken, Doppel-Elfer“. So oder so ähnlich. Ich höre mir lieber die Musik an.
Tim Hecker & Daniel Lopatin: Vaccination (For Thomas Mann)
Tim Heckers Musik ist für mich Soundtrack zum gefühlten Schneetreiben, dort draußen wie in uns drinnen. Ein bisschen wie Hans Castorps Irrweg durch den Schnee, der im doppelten Sinne ohne Bezugspunkt bleibt. Der Zauberberg ist in uns.